Neuerscheinung: „Der Narr spricht: Es ist kein Gott“. Von Dorothea Weltecke
19. Oktober 2010
Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel vom 12. Jahrhundert bis zur Neuzeit, Frankfurt/New York: Campus, 2010. (Campus Historische Studien, 57)
Zitation
Bis heute gilt das Mittelalter als Zeitalter des Glaubens, in dem Menschen, die an der Existenz Gottes zweifelten, systematisch verfolgt wurden. Dorothea Weltecke weist nach, dass diese Annahme ein Mythos ist, der in der Neuzeit entstand. Sie untersucht die Verwendung der Begriffe "Unglauben " und "Zweifel" in den zeitgenössischen Schriften und belegt: Der Gedanke, dass Gott nicht ist, existierte durchaus. Er wurde in der Beichte geäußert und in der spirituellen Literatur beschrieben. Allerdings waren es nicht, wie oft angenommen, vorrangig die Intellektuellen, die an der Existenz Gottes zweifelten. Denn da der Atheismus theologischen und philosophischen Grundannahmen widersprach, nahmen die Gelehrten ihn lange Zeit nicht ernst. Diese beiden Befunde - dass der Unglaube schon im Mittelalter existierte, aber keineswegs eine Sache der Gelehrten war - eröffnen einen gänzlich neuen Blick auf das Mittelalter wie auf die Geschichte des Atheismus. (Verlag)
Dorothea Weltecke gelingt es in ihrer anregenden Studie […] meisterhaft, aufklärerische wie romantisierende Bilder einer mittelalterlichen religiösen Einheitswelt aufzulösen. (Sita Steckel, H-Soz-u-Kult, 10. August 2011)
Die Konstanzer Religionshistorikerin Dorothea Weltecke […] entwickelt in diesem Buch mit kühlem Blick ein hochdifferenziertes methodologisches Besteck, um den Gottesleugnern auf die Spur zu kommen. […]
Was ist die Quintessenz von Welteckes glänzend geschriebener Studie? Zunächst einmal wird man in der Säkularisierungsdebatte noch einmal ganz neu ansetzen müssen. Weltecke zeigt, dass der Atheismus als solcher kein Produkt der Moderne ist, sondern das ganze Mittelalter hindurch bestand. (Wolfram Kinzig, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Juli 2011)
Prof. Dr. Dorothea Weltecke, Professorin für die Geschichte der Religionen und des Religiösen in Europa, forscht zu den Beziehungen zwischen den Religionen in Konflikt und Austausch sowie der Kirchen- und Häresiegeschichte.